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Best Practice: So geht Innovation

Der Innovationsdialog Handwerk in NRW identifiziert fortlaufend bestehende innovative Modelle und Betriebe in Nordrhein-Westfalen als gute Beispiele. Sie sind die Vorbilder dafür, wie gute Ideen in innovativen Lösungen münden.

Qualitätsfanatiker mit Liebe zur Digitalisierung

Best Practice Betrieb »Fachlabor Dental Technik Hamm«

Das Fachlabor Dental Technik Hamm im sauerländischen Meschede hat sich zum Ziel gesetzt, digitales Know-how in die Zahnarztpraxen zu bringen, um dort die Bereitschaft zur Veränderung zu fördern. Im Dentallabor selbst wird Innovation bereits seit einiger Zeit groß geschrieben, unter anderem durch die Umstellung auf digitale Prozesse im Traditionshandwerk Zahntechnik.

In einer kleinen Seitenstraße …

…  im Herzen des Städtchens Meschede befindet sich der Eingang von »Dental Technik Hamm«. Wir steigen die Stufen ins erste Obergeschoss, denn hier erstreckt sich die zahntechnische Werkstatt über die gesamte Etage. Während wir am Empfang auf den Betriebsinhaber Volker Hamm warten, können wir ausgestellte Zahnprothesen und verschiedene Fertigungsmaterialien sowie Zertifizierungsurkunden bewundern. Auch das handwerkliche Treiben der insgesamt 37 Beschäftigten in den angrenzenden Werkräumen dringt schon zu uns durch. Als Volker Hamm, Gründer des seit 1993 bestehenden Betriebs, uns schließlich willkommen heißt, führt er uns zunächst durch die Werkstatt, da der Besprechungsraum noch durch eine Fortbildung belegt ist. Diese findet wie selbstverständlich digital statt, da das Dentallabor die Zahnarztpraxen, mit denen es eng zusammenarbeitet, über die neuesten Technologien aufklärt. So wird die Arbeit für die Praxis, das Labor und auch die Kundinnen und Kunden erleichtert: »Durch den Einsatz von Intra-Oralscannern müssen die Patientinnen und Patienten nur noch halb so oft in die Praxis kommen, der oftmals als unangenehm empfundene Zahnabdruck entfällt. Auch wir im Labor arbeiten aufgrund der Scans mit sehr genauen Modellen, die es uns ermöglichen, sämtliche individuelle Besonderheiten zu berücksichtigen, sodass sich Ungenauigkeiten reduzieren«, fasst der erfahrene Zahntechniker den Nutzen der neuen Technologie zusammen, die er als Partner der zuständigen Hersteller neben der handwerklichen Arbeit vertreibt.

Ständiger Zugriff und sichere Daten

Alle Aufträge aus den Zahnarztpraxen werden im System erfasst, so dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ihr diensteigenes Tablet oder Smartphone einsehen können, in welchem Bearbeitungsmodus sich der jeweilige Auftrag befindet. Die dazu eigens entwickelte Software bietet zudem eine Datensicherung; auch die Arztpraxen können über sichere Passwörter jederzeit die Bearbeitungsstände abrufen. Im Zweifelsfall notwendige auftragsbezogene Fallbesprechungen können mittels der vorliegenden Fakten gemeinsam mit den Zahntechnikern geführt werden; auch erforderliche Ergänzungen von Daten sind sicher und effizient gewährleistet. All das erfolgt per Videokonferenz, während die Patientin oder der Patient noch im Behandlungsstuhl sitzt.

Unsere Besichtigung beginnt im »klassischen« Bereich …,

…wo in Präzisionsarbeit die Grundarbeiten bis zur Veredelung an den fertig gestellten Produkten durchgeführt werden. »Wichtig ist hier vor allem die Hygiene, weshalb der Arbeitsprozess immer an der Desinfektionsstation beginnt, ehe anschließend Gipsmodelle erstellt werden«, erläutert Hamm. Danach werden auf vielfältige, stets präzise Weise mit unterschiedlichen Werkstoffen, Werkzeugen, Öfen, Fräsen, Dampfern und Poliermaschinen entsprechende Kronen, Brücken, Kombinations- und Vollprothetikarbeiten erstellt und bearbeitet.

Mit modernsten Softwaren wird digital hergestellter Zahnersatz konstruiert. Dazu und zur Weiterverarbeitung und Endveredelung des hochwertigen Zahnersatzes braucht es spezialisierte Fachkräfte. Hamm erklärt: »Die Digitalisierung vereinfacht die Arbeit, aber zahntechnische Produkte sind immer individuell, weshalb gut ausgebildete, akribisch arbeitende Fachkräfte weiterhin wichtig sind und es auch bleiben.« Der Umgang mit den innovativen Technologien gewinne jedoch mehr und mehr an Bedeutung, fügt er hinzu. Dafür gibt es zwei spezialisierte Mitarbeiter, die hauptverantwortlich im Arbeitsbereich tätig sind, der sich räumlich getrennt auf der anderen Seite des Empfangs befindet.

Computergesteuerte Fräse und 3D-Drucker

Hier reihen sich verschiedenste Maschinen aneinander, von der computergesteuerten Fräse bis zum 3D-Drucker. Mittels der Techniken computer aided design (CAD = computergestütztes Erstellen von Zeichnungen) und computer aided manufacturing (CAM = computergestützte Fertigung) werden die hochpräzisen, per Intraoral-Scanner vom Zahnarzt gesendeten 3D-Modelle digital am Bildschirm aufgerufen und bearbeitet. Anschließend erfolgt die Konstruktion (CAD). Die zahntechnische Arbeit wird mittels der modernen Technologie akribisch am Computer berechnet, bevor der so erstellte Datensatz zur Produktion an die verschiedenen Fräsmaschinen oder Drucker gesendet wird. Diese stellen mit höchster Präzision passgenaue Kronen, Brückengerüste und Aufbissschienen her. Vorteile hierbei sind neben der Präzision und Passgenauigkeit auch der Zeitfaktor und die hohe Werkstoffqualität. »Ich möchte betonen, dass das handwerkliche Know-how und das händische Arbeiten Grundvoraussetzungen für den Umgang mit dieser Produktionstechnik sind. Ohne dieses Wissen und die praktische Arbeit kann kein erfolgreiches Arbeitsergebnis erzielt werden«, so der Betriebsinhaber, der ergänzt: »Dabei sind eine stetige Weiterbildung und das‚ mit der Zeit-Gehen‘ nicht außer acht zu lassen, da sich die Technologie rasend schnell weiterentwickelt.«

 

Nachwuchsarbeit: vorbildlich

Seine derzeit sechs Auszubildenden gehen mit gutem Beispiel voran und erreichen auf regionaler Ebene sowie bundesweit regelmäßig Bestleistungen. Kein Wunder, dass Volker Hamm stolz darauf ist, dass zehn ehemalige Azubis weiterhin im Betrieb arbeiten. Diese hohe Mitarbeiterbindung kommt nicht von ungefähr. Neben gemeinsamem Yoga, Gesundheitstagen und einem wöchentlichen Come-Together, bei dem Privates im Vordergrund steht, war das Labor einer der ersten Arbeitgeber in der Region, der gemeinsam Bäume pflanzte, um so Nachhaltigkeit fest im Betrieb zu verankern. Weiterhin unterstützt Volker Hamm sieben Patenkinder in Ruanda und verwertet Materialien wieder, wo es hygienisch machbar ist. »Auch die Digitalisierung hilft uns dabei, enorm viel Materialien einzusparen, da der Ausschuss geringer ist und unser Prozessmanagement digital statt mit Bergen von Papier läuft«, unterstreicht der Betriebsinhaber. Neben dem Einsparen von Ressourcen und der weiteren Optimierung von Prozessen möchte er in den nächsten Jahren mehr »am« statt »im« Betrieb arbeiten, auch wenn er sich immer freut, vertretungsweise seinem erlernten Handwerk im Labor nachzugehen. Sein Ziel: »Meinem Sohn Frederik soll ein gesunder, qualitätsorientierter und innovativer Betrieb übergeben werden. Nach einer Auslandserfahrung sammelt er zurzeit in Köln weiteres Wissen und Können, um nach der Meisterschule den Betrieb zu verstärken.« Im digitalen Prozessmanagement ist das Datum für die Übergabe schon fest eingeplant.

Kontakt

Ansprechpartner:
Henri Sandt
E: henri.sandt[ ät ]whkt.de
T: 0211/3007 722

Barbara Herfs
E: barbara.herfs[ ät ]whkt.de
T: 0211/3007 712