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Best Practice: So geht Innovation

Der Innovationsdialog Handwerk in NRW identifiziert fortlaufend bestehende innovative Modelle und Betriebe in Nordrhein-Westfalen als gute Beispiele. Sie sind die Vorbilder dafür, wie gute Ideen in innovativen Lösungen münden.

Erfolgreiche One-Woman-Show im Goldschmiedehandwerk

Best Practice Betrieb »Schmuckatelier Catseye«

Schon von weitem ist vor strahlend blauem Himmel der alte Industrieschornstein auf dem Areal Böhler in Düsseldorf zu erkennen. Das nicht mehr genutzte Industriegelände bietet viele Möglichkeiten, den freien Platz anderweitig zu nutzen, etwa für Veranstaltungen oder als Büros für Start-Ups. Auch das Handwerk in Gestalt von Gründerin Goldschmiedin Heike Simons fand hier seinen Platz. Für die Meisterin ihres Gewerks und staatlich geprüfte Gestalterin ist der Ort ideal: »Hier bin ich an nichts gebunden, weder an Öffnungszeiten oder an Nachbarn, die sich über den Lärm beschweren«, erzählt die 53-Jährige lachend und fügt hinzu: »Außerdem ist das Licht durch die vielen Fenster ideal für meine Arbeit und ich habe Platz für meine Maschinen und Geräte.«

Tradition und neueste Technologien

Ihre Instrumente verknüpfen die Tradition des Goldschmiedehandwerks mit den neuesten Technologien, mit deren Hilfe die Betriebswirtin hochwertigen und vielfältigen Schmuck anfertigt. Dieser umfasst vor allem Ringe, Ohrschmuck, Ketten und Armbänder sowie handgemachte Gitarrenplektren, die auf sehr große Resonanz stoßen. Entstanden ist dieses Produkt aus Silber, welches sowohl zum Spielen genutzt werden als auch an einer Kette befestigt um den Hals getragen werden kann, durch die Kooperation mit einem ihrer direkten Nachbarn auf dem Areal, einem Gitarrenbauer.

Inspiration

Inspiriert wird sie durch ihre Leidenschaft, das Tauchen, und setzt mit ihrer maritimen Kollektion die Schönheiten über und unter der Wasseroberfläche in besondere und einzigartige Schmuckstücke um. Ihre zweite Kollektion your-boo besticht durch einzigartige, detaillierte Muster und einen Fokus auf echte Edelsteine.

 

Jedes Schmuckstück ist ein Unikat …

… und wird ausschließlich in Handarbeit mit ausgewählten, nachhaltigen Materialien hergestellt: »Alle Materialien sind zertifiziert und stammen ausschließlich von Händlern, denen ich vertraue. Weiterhin legiere ich alle meine Materialien selbst, um das Gießverhalten zu verbessern und kann deshalb genau sagen, woher die Materialien kommen, die ich verarbeite.« Diese Transparenz setzt sie ihr ganzes Berufsleben im Goldschmiedehandwerk schon um, selbstverständlich auch als sie sich 2016 mit ihrem Schmuckatelier Catseye in Teilzeit selbstständig gemacht hat. Ein Grund für ihren Erfolg beruht auf ihrer Online-Präsenz, über die Kundinnen und Kunden auf sie aufmerksam werden.

Dies hat sich Heike Simons selbstständig Schritt für Schritt erarbeitet. Für ihre erste Internetseite griff Heike Simons noch auf das Know-how einer Freundin zurück. Doch schließlich wollte die Betriebswirtin selbst aktiv werden und erlernte mit einer Weiterbildung im Bereich E-Commerce, wie sie einen eigenen Online-Shop aufbaut, pflegt und die Reichweite optimiert: »Ich wollte nicht wie früher immer jemanden fragen, sondern es einfach selbst können. Anfangs musste ich noch fast jeden Begriff recherchieren und mir ein Grundverständnis für Digitales aufbauen. Irgendwann hat es dann aber total Spaß gemacht, sich das Wissen anzueignen und neue Tools auszuprobieren«, berichtet die Betriebsinhaberin. Wichtig sei, dass man gefunden wird und sich dann mit einer ansprechenden Seite, die für Mobilgeräte optimiert sein muss, abzuheben. Im ersten Schritt hat Heike Simons mehr mit Fotos gearbeitet und diese mit ansprechenden Bildunterschriften versehen, um auch in Bildersuchmaschinen aufzutauchen, ehe sie sich an die Implementierung von Plug-Ins wagte, beispielsweise für einen eigenen, rechtssicheren und plattformübergreifenden Online-Shop. Ihr nächster geplanter Schritt: Die Umsetzung eines digitalen Terminplaners, mit dem freie Termine sowohl für eine Online-Sprechstunde als auch für Kurse, die sie in ihrer Werkstatt beispielsweise für Kindergeburtstage oder Paare zum Schmieden ihres Trauringes anbietet, angezeigt und direkt gebucht werden können.

Kundenkreis? International!

Mit den oftmals kostenlosen Tools erschloss sie sich auch einen internationalen Kundenkreis und konnte so ihren Schmuck nach Frankreich, Österreich und in die Vereinigten Staaten liefern. Oftmals würden Kundinnen und Kunden durch die Produkte in ihrem Online-Shop inspiriert und stellen Anfragen für individuelle Schmuckstücke. Als One-Woman-Show führe sie ihren Online-Shop wie ein eigenes Ladenlokal, es sei also kein Selbstläufer. Als sie einmal nicht aufgepasst und eine zweite Internetseite bei einer großen Suchmaschine angegeben hatte, wurde sie gesperrt und war zwei Monate nicht mehr auffindbar. Auch auf die Sicherungsdateien musste sie schon einmal zurückgreifen. »Wichtig ist es, aus den Erfahrungen zu lernen und die Angst zu verlieren, etwas auszuprobieren«, berichtet Heike Simons. »Die größte Herausforderung besteht darin, dass sich vieles ändert und ich ständig aktuelle Entwicklungen berücksichtigen muss.«

Diese Entwicklungen berücksichtigt die Goldschmiedin nicht nur im digitalen Raum, sondern auch in ihrem Atelier. Hier setzt sie auf traditionelle und neue technologische Hilfsmittel, um ihre Arbeit zu erleichtern: »Zwar habe ich oft Praktikantinnen und Praktikanten, aber die größte Zeit arbeite ich alleine und ich möchte auch noch bis ins hohe Alter Schmuck gestalten können, selbst wenn meine Hände es nicht mehr können. Deshalb muss ich mir die Arbeit auch mit Maschinen und Werkzeugen erleichtern«, erklärt Heike Simons. Aus diesem Grund hat sie neben einer über einhundert Jahre alten Spindelpresse auch in eine computergesteuerte Graviermaschine und ein Punktschweißgerät investiert. Doch die Betriebsinhaberin investiert nicht nur in neue Technologien, sie entwickelt auch selbst welche: Im Rahmen eines Seminares der Handwerkskammer Düsseldorf entwickelte sie die Idee eines sensorgestützten Messfühlers zur Ermittlung der Fingerdicke. »Gerade beim Aussuchen eines besonderen Ringes bräuchten wir etwas Eleganteres als unseren Schlüsselbund, an dem alle möglichen Ringgrößen abgebildet sind«, erklärt die Goldschmiedin ihre innovative Idee. Für ihre Umsetzung sucht sie noch nach möglichen Kooperationspartnern aus dem Bereich Sensortechnologie.

Bis dahin plant sie für die Zukunft, in weitere neue Technologien zu investieren, etwa eine CNC-Fräse. Auch der 3D-Druck bietet für das Goldschmiedehandwerk ihrer Ansicht nach sehr viele Möglichkeiten, über die sie sich bereits in ihrem Netzwerk ausgetauscht hat und welche sie gerne ausprobieren möchte. Deshalb hat sie sich auch schon einen 3D-Drucker gekauft, der allerdings noch verpackt in der Werkstatt steht. Bislang hatte sie noch keine Zeit, die digitalen Modelle am Computer zu erstellen und sich in das Themenfeld einzuarbeiten. Denn auch das möchte sich Heike Simons selbst beibringen – eine One-Woman-Show eben.

Mehr Informationen zum Unternehmen unter: https://schmuckatelier-catseye.de/  

Kontakt

Ansprechpartner:
Henri Sandt
E: henri.sandt[ ät ]whkt.de
T: 0211/3007 722

Barbara Herfs
E: barbara.herfs[ ät ]whkt.de
T: 0211/3007 712