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06.09.2022 | Experteninterview mit Prof. Moritz Fleischmann, Professor und Mitglied der Forschungskommission an der Hochschule Düsseldorf

Eine immer digitaler und damit automatisierter werdende Arbeitswelt muss auch ethische Gesichtspunkte und gesellschaftliche Fragestellungen berücksichtigen

»Kann Digitalisierung überhaupt nachhaltig sein?«, »Vor welchen Herausforderungen wird die Baubranche in der Zukunft stehen?« und »Welche Rolle spielen Handwerksbetriebe dabei?«. Diesen und vielen weiteren Fragen hat sich Prof. Moritz Fleischmann, Professor und Mitglied der Forschungskommission an der Hochschule Düsseldorf, am 06. September 2022 im Experteninterview gestellt.

Während Digitalisierung als sich ständig wandelnder Transformationsprozess verstanden werden kann, sei Digitalität »der Schritt danach«, erklärte Prof. Fleischmann die Unterschiede der beiden Begriffe. Wichtig sei dabei, dass bei diesem Prozess »der Mensch nicht vergessen werden sollte«. Denn eine immer digitaler und damit automatisierter werdende Arbeitswelt müsse eben auch ethische Gesichtspunkte und gesellschaftliche Fragestellungen berücksichtigen.

Das Handwerk kann von digitalen Planungsmethoden profitieren

Im Interview wurde der Solar Decathlon, ein Wettbewerb, der sich mit nachhaltigem Bauen beschäftigt, thematisiert. Außerdem stand eine Planungsmethode im Vordergrund, die laut Prof. Fleischmann in Deutschland immer noch auf ihren Durchbruch wartet:  BIM (Building Information Modeling) ersetzt die klassische – analoge – Planung mit Skizzen und schriftlichen Entwürfen und hat den Vorteil, dass alle am Bau beteiligten Unternehmen parallel damit arbeiten können. Dadurch sei der Informationsaustausch koordinierter. Die digitalen Modelle ließen sich gut prüfen und der Bauprozess würde damit effizienter ablaufen.

Mehr eingesetzte Technologien bedeuten jedoch auch mehr benötigte Energie. Nachhaltig können diese aber trotzdem sein. Für Prof. Fleischmann sei die Digitalisierung »Teil der Lösung«. Dabei hob er auch hervor, dass es eine globale Aufgabe sei, an erneuerbaren Energien und an Speichertechnologie zu arbeiten, damit Daten immer dann abgerufen werden können, wenn sie gebraucht werden.

Know-how des Handwerks nutzen

Prof. Fleischmann betonte Kompetenz und Potenzial des Handwerks und ermunterte dazu, interessiert und offen neuen Arbeitsmethoden und -formen, wie z.B. BIM, gegenüberzustehen. Auch wünsche er sich mehr »strategische Partnerschaften« zwischen Architekturbüros und Handwerksbetrieben, als auch gemeinsame Forschungsprojekte mit der Wissenschaft.

Abschließend sprach der Data-Science-Experte noch darüber, dass Programmierung Teil des Handwerks sein sollte und dass sich so echte Mehrwerte entwickeln könnten. Für ihn steht fest: 2030 ist Coding als Tätigkeit im Handwerk etabliert.

Das ausführliche Interview mit Professor Fleischmann zum Themenbereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit finden Sie auf www.handwerk-digital.nrw.