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Die Veranstaltungen im Detail

Der gemeinsame Austausch steht im Mittelpunkt des Innovationsdialogs Handwerk in NRW. Hier ein gutes Beispiel dafür.

06.09.2022 | Workshop

Zukunftswerkstatt: Wie finden wir Alternativen zur dualen Ausbildung? Ehrenamt des Handwerks diskutiert Wege der Fachkräftesicherung

Das Handwerk steht angesichts des demografischen Wandels vor der Herausforderung, qualifizierten Nachwuchs zu finden, um die handwerklichen Dienstleistungen und Versorgungsaufgaben weiterhin flächendeckend sicherstellen zu können. Allerdings ist das Handwerk nicht die einzige Branche, in der sich ein Fachkräftemangel abzeichnet.

Im Rahmen einer Zukunftswerkstatt diskutierten daher auf Schloss Raesfeld Ehrenamtliche aus der Handwerksorganisation darüber, welche Wege der Fachkräftesicherung abseits der dualen Berufsausbildung möglich sind und wo das größte Potenzial zur Gewinnung zusätzlicher Fachkräfte liegt.

Das Workshopkonzept sah drei Phasen vor, die unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema erzeugen und damit zu einer möglichst kreativen Ideenfindung führen sollten:

 

1. Die Kritikphase
In der Kritikphase sollten zunächst die negativen Konnotationen mit dem Thema gesammelt werden, sprich: die Gründe, warum immer weniger junge Menschen den Weg einer handwerklichen Berufsausbildung gehen. Dies habe insbesondere strukturelle Gründe: so bereite die Schule kaum auf einen Beruf im Handwerk vor, das Handwerk spiele eine eher untergeordnete Rolle. Selten würden beispielsweise Praktika in Handwerksbetrieben vermittelt, und oftmals entstünde der Eindruck, dass die im Kindesalter erlernten praktischen Tätigkeiten in der Schule vernachlässigt werden. Die Schule bereite zumeist auf ein Studium oder eine Ausbildung in anderen Sektoren vor. Eine Entwicklung, die aber auch der fehlenden Anerkennung handwerklicher Tätigkeiten in der Gesellschaft geschuldet sei. Vergleichsweise geringere Entlohnung, herausforderndere Arbeitsbedingungen und mutmaßlich limitierte Karrierechancen stünden positiven Argumenten wie Jobsicherheit, sinnstiftende Arbeit und Möglichkeiten der Selbstverwirklichung entgegen.

 

2. Die Fantasiephase
In der Fantasiephase hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, ein Wunschszenario zu kreieren und dadurch Aspekte zu identifizieren, die Teil des »Idealfalls« wären – also die dazu geführt haben würden, dass beispielsweise der Fachkräftemangel überwunden worden wäre. Klar wurde: Grundsätzliche Voraussetzung dafür wäre die Aufwertung des gesellschaftlichen Status des Handwerks. Im Bildungssystem sahen viele Teilnehmende die Gleichstellung von Studium und Berufsausbildung als zentrales Element an. Durch Projektunterricht oder andere Unterrichtseinheiten, die handwerkliche Fähigkeiten fördern, würde zudem das Interesse an handwerklichen Berufen gesteigert. Einblicke in die praktische handwerkliche Arbeit könnten mittels eines »Pflichtjahres« in einem sozialen, ökologischen oder gewerblichen Dienst gewonnen werden, zu dem alle Abgängerinnen und Abgänger nach der Schule alternativ zum Wehrdienst verpflichtet würden. Eine weitere Möglichkeit, die die Teilnehmenden in der Fantasiephase skizzierten, war ein durchlässigeres und leichter zu bewältigendes Einwanderungsverfahren für ausländische Fachkräfte. Letztendlich müsste aber auch besser abgestimmt sein, wo die Interessen der Jugend lägen, und eine stärkere Anpassung und dadurch ein verbesserter Zugang der Jugendlichen zu einer handwerklichen Berufsausbildung geschaffen werden.

 

3. Die Realisierungsphase
Nach den Phasen der Kritik und der Fantasie sollten in der Realisierungsphase konkrete Vorschläge erarbeitet werden, wie der Weg hin zur Lösung des Problems beschritten werden könnte. Hier stellt sich also die Frage, wie die Hemmnisse für das Ergreifen einer handwerklichen Berufsausbildung beseitigt und die Maßnahmen, die das skizzierte Idealszenario begünstigen, umgesetzt werden können. Komplexe gesellschaftliche Aspekte aus der Fantasiephase, etwa die Einführung eines „Pflichtjahres“ sind kurzfristig schwierig zu realisieren, wohingegen Aspekte wie eine Aufwertung des gesellschaftlichen Status des Handwerks, die weitere Förderung der frühkindlichen Begeisterung für das Handwerk oder ein durchlässigeres Einwanderungsverfahren als mögliche Ankerpunkte für künftige Strategien zur Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung dienen können.

Teilnehmende: Peter Brinkmann, Lehrlingswart SHK-Innung Bielefeld, Rüdiger Otto, Präsident UVH, Alexander Hengst, Vizepräsident HWK zu Köln, Felix Kendziora, Vizepräsident WHKT, Georg Stoffels, Geschäftsführer HWK Aachen, Berthold Schröder, Präsident WHKT, Andreas Oehme, Geschäftsführer WHKT, Dr. Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer HWK Düsseldorf, Jan Meerheim, Beisitzer Handwerksjunioren, Horst Rinsch, Landesinnungsmeister Informationstechniker-Handwerk NRW, Dr. Ralf Hell, Moderation

 

Kontakt

Ansprechpartner:
Henri Sandt
E: henri.sandt[ ät ]whkt.de
T: 0211/3007 722

Barbara Herfs
E: barbara.herfs[ ät ]whkt.de
T: 0211/3007 712