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Die Veranstaltungen im Detail

Der gemeinsame Austausch steht im Mittelpunkt des Innovationsdialogs Handwerk in NRW. Hier ein gutes Beispiel dafür.

05.12.2023 | Barcamp: Nachhaltigkeit im Handwerk

Was brennt im Handwerk beim Thema Nachhaltigkeit unter den Nägeln?

Am 5. Dezember 2023 fand in der Handwerkskammer Düsseldorf das gemeinsam von der Ehrenamtsakademie und dem Innovationsdialog mit dem Landesverband der Unternehmerfrauen im Handwerk NRW ausgerichtete Barcamp zum Thema "Nachhaltigkeit im Handwerk" statt. Rund 30 Teilnehmende diskutierten in insgesamt acht Sessions, was im Handwerk beim Thema Nachhaltigkeit unter den Nägeln brennt.

Handwerk als Vorreiter

Eine der Sessions des Barcamps konzentrierte sich auf ein betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement. Der Experte Timothy C. Vincent, selbstständiger Steinbildhauer aus Wetter an der Ruhr, erklärte sein zertifiziertes Nachhaltigkeitsmanagement. Dabei betonte er die Bedeutung der Unternehmerinnen und Unternehmer als Treiber für die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie sei. Nur wer darüber nachdenke, wie und wo er sich verbessern könne, seine Ideen und Ansätze mit seinem Team offen kommuniziere und teile, um so „mentale Kippunkte“ zu identifizieren, könne eine Nachhaltigkeitsstrategie etablieren. Zwei weitere Sessions knüpften unmittelbar an die innerbetriebliche Umsetzung von Nachhaltigkeit an: In einem kleinen Workshop erörterten die Teilnehmenden, wie sich Transformationsprozesse finanzieren lassen. Dabei wurden insbesondere zukünftige Anforderungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung im Zuge der EU-Taxonomie diskutiert und über die Unterstützung von Betrieben gesprochen. Zu den Ideen gehörten beispielsweise digitale Tools, welche Betrieben hilft sich auf Bankgespräche vorzubereiten. Die Handwerkskammer Münster stellte anschließend das E-Tool des Handwerks vor, welches von Handwerksbetrieben und von anderen Branchen und Akteuren, beispielsweise bedeutenden Opernhäusern, genutzt wird, um Potenziale für Energieeinsparungen zu ermitteln. Handwerksbetriebe können das Tool als Grundlage für Audits nutzen. Zudem bietet es Schnittstellen zu Beratungsangeboten der Handwerkskammern.

Erste Schritte für die Umsetzung der Transformation

Ein ähnlicher, niedrigschwelliger Ansatz wurde in einer weiteren Session zum Thema Nachhaltigkeit diskutiert. Als Impuls wurde das neue Tool „Nachhaltigkeits-Pilot“ des Mittelstand-Digital Zentrums Handwerk vorgestellt. Dieser Online-Check analysiert in ungefähr 15 Minuten, wie nachhaltig Betriebe aufgestellt sind und in welchen Bereichen ihr größtes Entwicklungspotenzial besteht. Der Nachhaltigkeits-Pilot berücksichtigt dabei sowohl ökologische, soziale als auch ökonomische Aspekte der Nachhaltigkeit. So sollen Betriebe für dieses Thema sensibilisiert und unterstützt werden.

Die Handwerkskammer Münster stellte das deutsch-niederländische Partnerprojekt „Two4C“ vor, bei dem die Kreislaufwirtschaft im Vordergrund steht. So hat die Handwerkskammer Münster – zusammen mit weiteren Partnern aus dem Landkreis Grafschaft Bentheim und den grenznahen niederländischen Provinzen im Rahmen des von INTERREG geförderten Projektes Two4C ein Konzept entwickelt, das Betriebsinhaberinnen und -inhabern auf praktische Weise kostenlos helfen soll, sich zukünftig besser zirkulär auszurichten. Das langfristige Ziel:  Natürliche Rohstoffe möglichst lange im Kreislauf zu halten und betriebliche Prozesse von linear auf zirkulär umzustellen. Als erster Baustein im Projekt durchlaufen Betriebe eine Selbstanalyse.

Von Nachhaltigkeit profitieren und Synergien nutzen

Neben der wirtschaftlichen und ökologischen Nachhaltigkeit wurden auch die Themen Integration und Frauenförderung in einzelnen Sessions diskutiert, etwa, wie ein systemisches, lösungsorientiertes Sprachcoaching für den Beruf eine nachhaltige Integration unterstützt. Die Teilnehmenden diskutierten über gesellschaftliche Herausforderungen, wie die Angst vor Veränderung und deren Überwindung sowie über die Frage, wie durch eine gezielte Ansprache von Frauen insbesondere Mitarbeiterinnen gewonnen werden können. In diesem Workshop wurde lebhaft diskutiert, vor welchen Herausforderungen Frauen in Handwerksberufen stehen, wie Vorbehalte gegenüber Frauen im Beruf abgebaut, weibliche Vorbilder durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit und eine verstärkte Wahrnehmung in der Handwerksorganisation geschaffen werden können und warum eine Gleichberechtigung sowohl für die Lösung der Fachkräftefrage als auch für die Entwicklung von Innovationen notwendig ist.

Abschließend diskutierten alle Teilnehmenden gemeinsam Wege aus der empfundenen Nachhaltigkeitsmüdigkeit und brachten hier die verschiedenen Inhalte der einzelnen Sessions ein. Sie waren sich einig, dass vor allem Bildung ein wichtiger Hebel ist, nachhaltiges Wirtschaften erlebbar zu machen und so die positiven Aspekte herauszustellen, um Nachhaltigkeit mit Gewinn und nicht mit Verzicht zu assoziieren. Das Angebot von Nachhaltigkeitsseminaren in Meisterschulen wurde angeregt. Wichtig sei darüber hinaus, in Lösungen zu denken und nicht Probleme in den Vordergrund zu stellen, um so ein positives Zukunftsbild zu konzipieren. Ein solches wurde auch von den Teilnehmenden entworfen. Ihre unterschiedlichen Perspektiven ermöglichten einen breiten Austausch über die Integration von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten ins Handwerk. Das Barcamp erwies sich als interessantes Forum, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch ein Netzwerk für Kooperationen und den kontinuierlichen Dialog zur Förderung von Nachhaltigkeit im und durch das Handwerk bietet.

Kontakt

Ansprechpartner:
Henri Sandt
E: henri.sandt[ ät ]whkt.de
T: 0211/3007 722

Barbara Herfs
E: barbara.herfs[ ät ]whkt.de
T: 0211/3007 712